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Bio wächst und wächst - Kiste für Kiste

Im dreißigsten Jahr der Gründung des Märkischen Wirtschaftsverbunds boomt Bio - im Kleinen wie im Großen. Trotz Corona oder wegen Corona? Die Menschen in Deutschland haben 2020 mehr Geld für Bio-Lebensmittel ausgegeben: der Bio-Markt wuchs 2020 auf knapp 15 Milliarden Euro, 2019 waren es noch 12,3 Milliarden. Damit investieren die Deutschen im Corona-Jahr 22 Prozent mehr in Bio-Lebensmittel als 2019. (Quelle: BÖLW)

Beim Ökodorf Brodowin werden die Abo-Kisten verpackt.

Beim Ökodorf Brodowin werden die Abo-Kisten verpackt.

Hofkäse vom Gut Ogrosen

Hofkäse vom Gut Ogrosen

Anteil Bio-Fläche in Deutschland 2020 (Quelle: BÖLW)

Anteil Bio-Fläche in Deutschland 2020 (Quelle: BÖLW)

Eine Entwicklung, die sich seit einigen Jahren abzeichnete, erhielt durch die Pandemie einen neuen Schub. Warum das so ist, lässt sich nur mutmaßen: In Krisenzeiten wollen wir den Körper gesund erhalten, wir besinnen uns stärker auf das Regionale, wir sind gezwungen, zu Hause zu kochen und zu essen, wir haben mehr Geld für Lebensmittel zur Verfügung, weil keine Reisen, Kultur und Restaurantbesuche möglich sind, wir denken mehr über ein sinnvolles Ernährungssystem nach?
Am meisten nachgefragt waren ökologisches Fleisch und Mehl sowie Obst und Gemüse mit Zuwächsen zwischen 70 Prozent bei Geflügel und 25 Prozent bei Obst. Öko legte ungefähr doppelt so stark zu wie der Lebensmittelmarkt insgesamt. Der Bio-Anteil am gesamten Lebensmittelmarkt erhöhte sich in 2020 so auf voraussichtlich 6,4 Prozent. (Quelle: BÖLW)

Damit wächst auch der Naturkostfachhandel, der aber nach wie vor nur ein Viertel des gesamten Bio-Umsatzes macht. (Quelle: BÖLW) Gegenüber 2019 konnten Fachhändler ihren Umsatz um 16,6 Prozent steigern. Im Trockensortiment - Mehle, Süßungsmittel, Konserven, Brotaufstriche - wurde sogar ein Plus von über 25 Prozent erreicht. (Quelle: Biovista)
Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) behielt seine Vorherrschaft von 60 Prozent im gesamten Bio-Markt, denn auch er konnte seine Umsätze mit Bio-Lebensmitteln und Getränken um 22 Prozent steigern.
Aber besonders gefragt bei den Verbrauchern war Bio in Hofläden, dem Online-Handel und bei Lieferdiensten, auf Wochenmärkten und in Metzgereien sowie Reformhäuser. Hier geht man von einem durchschnittlichen Plus von 35 Prozent aus. Besonders Direkt- und Onlinevermarktung erhielten immensen Zulauf. (Quelle: BÖLW)

Und wie sieht es bei unseren Mitgliedern aus?
Ökodorf Brodowin kann im dreißigsten Jahr seiner Gründung auf ein Plus von 60 Prozent mit sieben Millionen Euro Umsatz blicken, der zu einem großen Anteil auf den Direktvertrieb mit dem eigenen Lieferdienst zurückzuführen ist. Ludolf von Maltzan bleibt aber bescheiden und erklärt den Erfolg damit: "Wir wären nicht da, wo wir heute sind, wenn wir nicht von Anfang an auf regionale Partnerschaften gesetzt hätten."Brodowin war mit Terra Naturkost und Jürgen Templin vom Bauerngut Templin von Anfang an im MWV mit dabei.

Die Bio Company erzielte 2020 einen Umsatz von knapp 240 Millionen Euro. Damit konnte sie ihr Wachstum um fast 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr mit 189 Millionen Euro überproportional steigern. 130.000 Euro spendete das Unternehmen 2020 zudem an karitative, soziale und ökologische Projekte - insbesondere jenen, die stark unter den Pandemiebeschränkungen zu leiden hatten.

Auch Märkisches Landbrot konnte sich im letzten Jahr gut behaupten, obwohl sie keine eigenen Bäckerei-Filialen haben. Das überdurchschnittliche Wachstum im Bio-Fachhandel schaffte es, die immensen Ausfälle bei Catering und Schulverpflegung auszugleichen.

Die Märkische Kiste hat gegenüber 2019 ein Umsatz-Wachstum von 43 Prozent erzielt. Um ihre Stammkunden besser bedienen zu können, musste sie die wachsende Nachfrage mittels zwischenzeitlichen Neukunden-Stopps begrenzen. Sonst wäre die aufkommende Arbeit nicht zu schaffen gewesen, denn, wie Christoph Scholz nicht ohne Stolz berichtet: "Die Coronazeit war für uns eine große Herausforderung, die wir bislang erfolgreich gemeistert haben. Die verbindlichen Lieferungen der Märkischen Kiste wussten unsere Kunden zu schätzen."
Neu: Das MWV Mitglied Gut Ogrosen beliefert nun auch die Märkische Kiste mit seinen Produkten, wie dem Hofkäse.

Und wie sieht es mit der Öko-Fläche aus?
35.413 Höfe in Deutschland bewirtschafteten im Jahr 2020 1.698.764 Hektar Fläche ökologisch, insgesamt 10,2 Prozent aller Landwirtschaftsflächen sind damit Bio. Das Flächenplus von 5,3 Prozent sorgte für zusätzliche 84.930 Bio-Hektar.
Über 8.000 Betriebe entschieden sich in den vergangenen fünf Jahren für Öko-Landwirtschaft - im selben Zeitraum verlor Deutschland insgesamt fast 12.000 Höfe.
Gut sieht es bei den Verarbeitern aus: In den letzten fünf Jahren stiegen 3.351 Betriebe - ein Plus von 26 Prozent - in die Produktion von Öko-Lebensmitteln ein. (Quelle: BÖLW)
Bio-Fläche wächst auch in Brandenburg
In Brandenburg wuchs die geförderte ökologisch bewirtschaftete Fläche im letzten Jahr um 14.352 Hektar auf rund 188.605 Hektar. Das ergibt einen Bio-Anteil von 14,4 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Deutschlandweit liegt diese nur bei etwa zehn Prozent. Unter den 972 Landwirtschaftsunternehmen gab es 13 erzeugende Betriebe im Bio-Bereich im Jahr 2020, mehr als im Jahr zuvor, was insgesamt einen Anteil von 18 Prozent an den 5.400 landwirtschaftlichen Unternehmen in Brandenburg ausmacht. Mehr Informationen finden Sie HIER. (Quelle: Ministerium für Landwirtscahft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg)

In Mecklenburg-Vorpommern werden etwa 13,5 Prozent ökologisch bewirtschaftet von 1.135 biozertifizierten Landwirtschaftsbetrieben.

Zwar ist der Umsatzanteil von Bio am gesamten Lebensmittelmarkt noch unter sieben Prozent, doch lässt sich die hohe Nachfrage nach Bio nicht mehr aufhalten. Damit dies auch zum Wohle der Bäuerinnen und Bauern geschieht, ist die Politik angehalten mit den entsprechenden agrarpolitischen Rahmenbedinungen darauf zu reagieren. Teil des Trends sind nicht nur die wachsenden Zahlen, vor allem beim Online- und Direktvertrieb. Auch die verschiedenen Zusammenschlüsse, Partnerschaften, Neu-Gründungen sowie ein neues, über Bio hinausgehendes Nachhaltigkeitssiegel für internationale Lieferketten, das soziale Aspekte, also "fair" mit einschließt, zeigen: der Bio-Markt wächst und professionalisiert sich weiter! Faire Erzeugerpreise und regionale Wertschöpfungsketten müssen künftig stärker im Fokus stehen. Landwirtschaft - auch im Kleinen - muss sich lohnen. Wir vom MWV fair & regional sind dabei!

Und wir unterstützen die Forderungen des BÖLW in dem offenen Brief an die Bundeskanzlerin, den Sie HIER lesen können.