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Wir sind bereit!

„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“, ruft das Bündnis „Wir haben es satt“ dem neuen Landwirtschaftsminister Cem Özdemir zu. Jetzt gilt es, nach 16 Jahren Stillstand und Klientelpolitik durch die Vorgänger-Regierung endlich die Agrarwende anzupacken. Auch der Märkische Wirtschaftsverbund Bio Berlin Brandenburg fair & regional (MWV) unterstützt die Forderung. Unsere Bio-Bauern stehen am Samstag, 22.1.2022 mit ihren Traktoren vor dem Bundestag, allen voran unser Vorstand Johann Gerdes vom Beerfelder Hof.

Johann Gerdes vom Beerfelder Hof

Johann Gerdes vom Beerfelder Hof

Die Bäuerinnen und Bauern brauchen verlässliche Rahmenbedingungen gerade bei der Tierhaltung. Auch Umweltleistungen müssen stärker entlohnt werden. Und der ökologische Landbau dient hier als Vorbild.
Zu den Forderungen von „Wir haben es satt!“ gehören auch mindestens kostendeckende, faire Preise für die Erzeuger.
Oxfam beklagt das Machtungleichgewicht im konventionellen Lebensmittel-Einzelhandel, der Rekordumsätze erzielt und gleichzeitig die Lieferanten und Landwirte gnadenlos im Preis drückt. Oxfam fordert daher, dass Minister Cem Özdemir diese ausbeuterische Preispolitik verbieten, die Übermacht des LEH im Einkauf brechen und die Ombuds- und Preisbeobachtungsstelle einrichten soll.
An fairen Handelsbeziehungen arbeitet der Märkische Wirtschaftsverbund fair & regional bereits seit seiner Gründung vor 31 Jahren. Ziel ist es, alle Akteure der Bio-Wertschöpfungskette an einen Runden Tisch zu holen und gleichberechtigt miteinander zu reden. 66 Erzeuger, Verarbeiter und Händler sind Mitglied bei fair & regional Berlin Brandenburg, die sich zu einem fairen Miteinander verpflichten und sich für regionale Wertschöpfungs- und Wertschätzungsketten einsetzen.
„Wichtig sind uns hier die Runden Tische, an denen die Akteure der Wertschöpfungskette teilnehmen, sich auf Augenhöhe begegnen und über den Bedarf, Mengen und Sorten offen sprechen. Auch Preise müssen offengelegt werden, wenn es ein Mitglied am Runden Tisch einfordert,“ sagt Demeter-Landwirt Johann Gerdes und Vorstand des MWV.
„Arbeit fair bezahlen, Werte achten und Wertschöpfung honorieren“, fordert auch das AgrarBündnis, welches am Donnerstag, 20.1.2022 den Kritischen Agrarbericht 2022 vorgestellt hat. Das agrarpolitische Jahrbuch erscheint in diesem Jahr bereits in seiner 30. Ausgabe. Der Kritische Agrarbericht begleitet die Vielfalt der politischen Debatte mit fundierter Kritik am derzeitigen Agrarsystem, aber auch mit Konzepten, Ideen und gelungenen Praxisbeispielen, wie es anders gehen könnte.
„Wir haben gelernt, der Markt sichert keine kostendeckenden Preise für landwirtschaftliche Produkte. Es ist immer eine Entscheidung der einzelnen Akteure auf dem Markt, wie fair und partnerschaftlich es zugeht. Und das wollen wir im Märkischen Wirtschaftsverbund praktizieren“, sagt Manuel Pundt, Geschäftsführer von Gut Kerkow und Vorstand des MWV.
Im Kritischen Agrarbericht wird in mehreren Beiträgen darüber berichtet, wie die meist „unsichtbaren“ externen Kosten der Lebensmittelproduktion, die zu Lasten von Natur, Allgemeinheit und zukünftigen Generationen gehen, eingepreist werden können. So werden bewusste Konsumentscheidungen sowie mehr Fairness am Markt möglich.
Sandra Binke vertritt die Interessen der Konsument*innen im Vorstand des MWV. Als langjährige Leiterin der Geschäftsstelle von Slow Food Deutschland ist sie davon überzeugt: Essen ist politisch, und die Kaufentscheidungen für oder gegen nachhaltig hergestellte Lebensmittel können viel bewirken. „Trotzdem darf man die Verantwortung nicht allein den Konsument*innen überlassen, sondern die Politik muss Rahmenbedingungen setzen, um eine klima- und sozialgerechte Agrar- und Ernährungswende zu schaffen“, sagt Binke. „Ich engagiere mich ehrenamtlich im Vorstand des MWV, weil die regionale Versorgung mit ökologisch erzeugten Lebensmitteln Zukunft hat.“
30 Prozent Bio hat sich die Ampelkoalition als Zielmarke bis 2030 vorgenommen. Bio bietet ein Umbauprogramm für Landwirtschaft, Lebensmittelherstellung und Ernährung und zeigt seit vielen Jahrzehnten, dass es funktioniert. Bio gibt Höfen eine Perspektive, vermeidet chemisch synthetische Pestizide, hält Tiere artgerecht, macht Ernährungsstile nachhaltiger und schützt das Klima.
Erfreulich ist, dass die Bundesregierung Öko als Leitbild für die Landwirtschaft ausgerufen hat. Wir vom MWV sind bereit. Und das schon seit mehr als 30 Jahren.