Durchschnittliche Ernte enttäuscht Erwartungen
Johann Gerdes vom Beerfelder Hof: „Der Roggen hat vom Ertrag her total enttäuscht!“ 15 Dezitonnen Roggen hat er pro Hektar vom Acker geholt, „das ist katastrophal.“ Im Süden und Osten Brandenburgs hat die Trockenheit und die Hitze Ende Juni dem Getreide richtig geschadet – die Körner sind zu klein geblieben.
Mit den Kartoffeln ist Johann Gerdes aber zufrieden: „Unter Beregnung haben wir gute Qualitäten und gute Erträge.“ Auf den unberegneten Flächen waren einige Sorten neu im Anbau, die erstaunliche gute Qualitäten und annehmbaren Ertrag gebracht haben. Er nennt hier die Sorten Belinda, Bernina und Alouette. Schlecht hat die bei den Verbrauchern beliebte Linda abgeschnitten, bei der sich auch in diesem Jahr zeigt, dass sie sich - ohne Beregnung - nicht für die trockenen Brandenburger Standorte eignet. Auch geschmacklich können die genannten Sorten durchaus mit der Linda mithalten. Probiert sie doch mal!
Auf dem Gut Ogrosen hat man beim Getreide ebenfalls mehr erwartet, doch zeigt sich Lucas Lütke Schwienhorst zufrieden mit der Hirse und den Sonnenblumen. Besonders freut ihn, dass die 2018 neu gebaute Heutrocknungshalle erstmalig bis oben hin gefüllt ist und es wirklich genug Futter gibt für die Ogrosener Milchkühe.
Bei Märkisches Landbrot laufen die Backtests noch, doch erste Prüfungen der Qualitäten zeigen: „Roggen und Weizen sind in diesem Jahr unauffällig, der Dinkel voraussichtlich auch“, so Katja Noll. Bei den Mengen geht sie davon aus, dass die Landwirte das zugesagte Getreide werden liefern können.
Dem Obstbau haben Spätfröste zu schaffen gemacht, insbesondere bei Äpfeln, Zwetschgen und Süßkirschen. Auch auf dem Bauernhof Weggun war das Frühjahr zu trocken und zu kalt, so dass die frühen Beerensorten gelitten haben. Mit den späteren Sorten, insbesondere den roten und schwarzen Johannisbeeren ist Frank van der Hulst aber sehr zufrieden. Wie auf den meisten Höfen ist Wasser in Weggun ein großes Thema. Die van der Hulsts wollen nun ein offenes, großes Bassin zur Wasserspeicherung bauen, um bei Bedarf kurzfristig mehr Wasser zur Verfügung zu haben, das sonst erst langsam aus der Tiefe gepumpt werden müsste. „Wenn wir wirklich Wasser brauchen, ist es nicht genug. Wir wollen insgesamt nicht mehr nutzen, aber im richtigen Moment mehr zur Verfügung haben!“, erläutert Frank van der Hulst das Vorhaben.
Bei der Gemüseernte erhöhten die Hygieneauflagen die Kosten. So mussten sich beispielsweise polnische Saisonarbeitskräfte, die nach Brandenburg pendeln, zweimal wöchentlich auf Covid 19 testen lassen für jeweils 50 Euro pro Test – Kosten, die von den Betrieben für ihre Mitarbeiter übernommen werden mussten.
Der Klimawandel stellt die Gemüsebauern vor Herausforderungen. So führt die lang anhaltende Frühsommertrockenheit und die Hitze im Sommer bei den Gärtnern zum Umdenken, was den Anbau bestimmter Kulturen angeht. Karl-Georg Zielke vom Biolandhof Zielke meint dazu: „Brokkoli, Fenchel, Kohlrabi braucht man über den Sommer nicht mehr zu machen!“ Denn die gewünschten Qualitäten und Mengen können nicht erreicht werden.
Die Afrikanische Schweinepest (und die Vogelgrippe) beeinträchtigten einige unserer Mitgliedsbetriebe. So wurden in Brodowin erst durch den Bau eines Zauns, dann durch den Fund eines toten Wildschweins Ernteverbot erlassen.