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Ernte 2020 der fair & regional Bio-Bauern in Brandenburg

Von gut, zufrieden, durchschnittlich bis nicht so gut, es war alles dabei.

Auffällig ist, dass es mikroklimatisch bedingte, große Unterschiede gab. Tiefgründige Böden konnten besser mit der Trockenheit umgehen als sandige Böden. Und es war das dritte Trockenjahr in Folge.

 

Kartoffelroden auf dem Beerfelder Hof (Foto: Volker Gehrmann)

Stimmen einiger MWV-Mitglieder:
Zur Kartoffelernte meinte Johann Gerdes vom Beerfelder Hof: „Ein gutes Jahr, was Menge und Qualität anbelangt, trotz Trockenheit, wir haben auch einen Teil bewässert. Beim Kartoffelroden sind wir aber im Wettlauf mit den Drahtwürmern.“

Ökodorf Brodowin verzeichnet eine noch schwächere Getreideernte als im Vorjahr. Sie schätzen 10 bis 15 Prozent unter einem normalen Jahr. Die Ernte begann zehn Tage später als normal, weil zu kalt, Schauer zur falschen Zeit, sehr schwierig dieses Jahr. Mit dem Gemüse sind sie zufrieden, Erträge und Qualitäten sind gut und die Umsätze haben sich durch den Lieferdienst und den Hofladen immens erhöht, auch wenn Gastronomie, Catering und alle Veranstaltungen Corona-bedingt zu 100 Prozent eingebrochen sind. Ludolf von Maltzan: „Meine Sicht ist eher durchwachsen. Schlechte Ernte, Corona-bedingte Schließungen aber gestiegene Umsätze im Lieferservice.“

Sascha Phillip vom Landgut Pretschen sieht die Gesamtsituation als katastrophal an. Lupinenernte unterdurchschnittlich, die Maisernte steht bevor, auch unterdurchschnittlich. Getreideernte durchwachsen, aber trotz allem besser als im Vorjahr. Futtergerste war in Ordnung und Roggen auch.
Mit dem Hofladen haben sie 30 Prozent plus gemacht durch Corona, weil viele Berliner auf ihre Datschen aufs Land gezogen sind und dort eingekauft haben. Insgesamt sind die Umsätze mit dem Gemüse am erfreulichsten. Sascha Phillip hofft auf die Chicoree-Saison im Herbst.

 

Im Ökohof Kuhhorst ist man zufrieden, besser als in den beiden Jahren zuvor. Futterernte war sehr gut, Weizen auch. Der muss jetzt nur noch auf seine Qualität geprüft werden.

Jörg Juister von Gut Wilmersdorf ist mit dem Ertrag des Weizens zufrieden, allerdings musste er bei der Qualität feststellen, dass er anstatt wie sonst zwölf Prozent Rohprotein, in diesem Jahr nur elf Prozent hat. Aber er ist zuversichtlich, dass die Bäcker damit umgehen können. Der Roggen hingegen war erfreulich. Hier hofft er, dass es keinen Preisverfall auf dem Markt gibt, weil wieder mehr Roggen angeboten als nachgefragt wird. Bei seinen Heil- und Gewürzkräutern war der Kümmel eine Katastrophe, aber der Koriander steht gut da und beim Fenchel sieht es auch vielversprechend aus.

Der Biohof an der alten Jäglitz setzte in diesem Jahr nur auf Futter und Heuprodukte und verzichtet auf eine Getreideaussaat. Er hat um 20 Prozent weniger Ertrag als in Spitzenjahren.

Zurück zum Gemüse: Biolandhof Zielke ist ganz zufrieden mit der Ernte, obwohl sie mit Wanzen zu kämpfen haben und echtem Mehltau bei Gurken und Salat. „Finanziell lief das Jahr bislang für uns Gärtner ziemlich gut, die Leute haben wesentlich mehr eingekauft“, meint Verena Zielke. Allerdings sei es Corona-bedingt sehr anstrengend gewesen, weil langjährige Mitarbeiter*innen aus Rumänien ausgefallen sind und deren professionelle Arbeit von Hilfskräften nicht aufgefangen werden konnte.

Den echten Mehltau bei Tomaten und Gurken bestätigte auch Sabine Kabath von der Biogärtnerei Watzkendorf. Ansonsten sind sie zufrieden mit den Erträgen und dem Abverkauf. „Zu Beginn von Corona hatten wir Angst, weil die Gastro komplett ausfiel. Aber der erhöhte Endverbraucher-Konsum hat alles wieder aufgefangen. Wir mussten lediglich kleinere Gebinde vorsehen.“ Da die Menschen sich vermehrt fürs private Gärtnern interessierten, bekamen sie großen Zulauf wegen ihrer Jungpflanzen. „Jede Krise hat uns bislang eine gewisse Dynamik mitgebracht.“
Sie würde sich aber mehr öffentliche Förderungen und Beratungsleistungen beim Wassermanagement wünschen. Das dritte Dürrejahr in Folge schreit danach.

Der Brandenburger Landwirtschaftsminister Axel Vogel fasst die Erntebilanz am 18.8.2020 folgendermaßen zusammen:
„Nach den beiden Vorjahren mit langen Trockenperioden und entsprechend niedrigen Erträgen können die Landwirtinnen und Landwirte in diesem Jahr zumindest auf durchschnittliche Erträge blicken. Wiederholte regionale Niederschläge sorgten nach zwei Extrem-Jahren für eine durchschnittliche Getreide- und Rapsernte.“
Ein Grund zur Entwarnung sei das allerdings nicht, und Vogel verspricht die Landwirtinnen und Landwirte in Brandenburg bei der Ökologisierung der Landwirtschaft und den Anpassungen an den Klimawandel zu unterstützen.